Rheinberg, 31.01.2024. Bereits im letzten Jahr gab es in Rheinberg ein großes Jubiläum. Die Kellnerei (heute: Alte Kellnerei) wurde im Jahre 1573 erbaut. Damit hat die Alte Kellnerei ganze 451 Jahre „auf dem Buckel“. Eine Gelegenheit, sich näher mit diesem geschichtsträchtigen Schmuckstück im Herzen Rheinbergs zu befassen.
Mit einer Kellnerei im gastronomischen Sinne hat das Gebäude wenig zu tun. Nachdem der Bau des Gebäudes 1573 fertiggestellt worden war, wurde es als Pferdestall und Getreidelager verwendet. Es war ein Nebengebäude der heute nicht mehr vorhandenen kurkölnischen Stadtburganlage, welche sich zwischen Pulverturm und der Alten Kellnerei befand. Die 1293 erbaute Stadtburg diente als Amts- und Wohnsitz der kurkölnischen Beamten und war im 14. und 15. Jahrhundert häufig Aufenthaltsort der Erzbischöfe von Köln. Nachdem im Jahr 1598 infolge der spanisch-niederländischen Auseinandersetzungen die Burg durch die Explosion des ehemaligen Zollturms zerstört worden war, wurde die Kellnerei im frühen 17. Jahrhundert zu einem Amts- und Wohnhaus umgebaut.
Dort lebten und arbeiteten nun Schultheißen (Gemeindevorsteher) und Kellner, von welchen die Kellnerei ihren Namen erhalten hat. Während die einflussreichen Schultheißen für die Überwachung von Recht und Ordnung zuständig waren, bestand die Aufgabe der Kellner ursprünglich in der Unterhaltung des Schlosses und dessen Personal. Später wurden sie als Finanz- und Wirtschaftsbeamte den Schultheißen nebengeordnet und waren für die Erhebung und Abrechnung der landesherrlichen Einnahmen zuständig.
Mit dem Ende des Kurstaates durch die französische Fremdherrschaft ab dem Jahre 1794 ging die Kellnerei in Privatbesitz über. Seitdem wechselte sie mehrmals Besitzer und Zweck. So wurde dort zum Beispiel eine Brauerei und eine Boonekamp-Brennerei betrieben. Auch diente das Gebäude ab 1911 als private Mädchenschule und wurde später zeitweise als Wohngebäude genutzt.
Nachdem das Gebäude 1979 in den Besitz der Stadt Rheinberg übergegangen und fünf Jahre später unter Denkmalschutz gestellt worden war, begannen 1987 aufwendige Restaurations- und Umbauarbeiten. Dabei kamen auch bis heute erhaltene Secco-Wandmalereien aus dem späten 18. Jahrhundert und, damals für das Rheinland einmalige, farbige Deckenmalereien aus dem 17. Jahrhundert zum Vorschein. Diese kann man im heutigen Trauzimmer bestaunen.
Der heutige Name „Alte Kellnerei“ wurde erst 1994 gebräuchlich, als das Gebäude restauriert und der Öffentlichkeit übergeben worden war. Bis 2017 war sie Standort der städtischen Musikschule. Heute beherbergt sie neben dem Stadtarchiv auch die Ehe- und Familienberatung der AWO und den Seniorenbeirat der Stadt Rheinberg. Mit einem schönen Veranstaltungssaal trägt sie zum vielfältigen kulturellen Leben Rheinbergs bei.
Das heute in der Alten Kellnerei untergebrachte Archiv bietet für historisch Interessierte eine hervorragende Möglichkeit, die Geschichte Rheinbergs und seiner Ortsteile kennenzulernen. Außerdem ist das dort befindliche historische Stadtmodell von Rheinberg Ausgangspunkt für Stadtführungen. Infos zu allen Stadtführungen sind auf der Homepage der Stadt unter www.rheinberg.de zu finden.
Bild: Stadt Rheinberg