Rheinberg, natürlich niederrheinisch

Internationaler Workshop zu nachhaltigem Lebensstil tagte in Rheinberg

Klimaschutz und Energiewende werden in Deutschland seit 20 Jahren von erneuerbarer Energie, Energieeffizienz und Innovation sowie Bezahlbarkeit geprägt. Effizienz- und Produktentwicklung orientiert sich in Deutschland und in den Niederlanden an entsprechenden Fördermitteln. Trotz der gewaltigen Anstrengungen und auch sichtbaren Erfolgen in Form von Windkraftanlagen, Solaranlagen, spritsparender Kfz-Antriebstechnik, effizient sanierten und neu gebauten Häusern usw. wird deutlich, dass die Energiewende allein mit innovativer Technik nicht wirklich Erfolg hat - denn die Energie- und Klimabilanzen zeigen, dass weder die belastenden CO2-Emissionen noch die Energieverbräuche in den vergangenen Jahren wirklich deutlich gesenkt wurden.
Im Rahmen des von der EU, dem Land NRW und der Provinz Gelderland geförderten KliKER-Projektes fand vergangenen Montag im Haus der Generationen in Rheinberg-Annaberg ein Workshop mit Teilnehmern aus deutschen und niederländischen Städten statt, um über die sich daraus ergebenden Herausforderungen und möglichen Ansätze zu informieren und zu diskutieren.

Die TeilnehmerINNEN kamen zu dem Fazit:
Aller Effizienzfortschritt wird durch Wachstum schlicht „aufgefressen". Die Transformation kann nur geschafft werden, wenn wir mit deutlich weniger Ressourceneinsatz einen vergleichbar hohen Lebensstandard, einen nachhaltigen Lebensstil organisieren können.

Hierfür wird Akzeptanz benötigt, die Menschen müssen mitgenommen werden, sie müssen in ihrem Quartier selbst den Wandel gestalten. Dabei steht der soziale Mehrwert im Vordergrund, mit dem Ergebnis von gleichzeitig mehr Klimaschutz und Ressourceneinsparung.

Nicole Weber und Jens Harnack vom Umweltteam Rheinberg stellten die derzeit beginnende Kampagne Klimafamilien vor. Hier soll mit 10 - 15 Familien, Paaren und Singles nach jeweils eigenen Möglichkeiten und mit individuellem Tempo ausprobiert werden, wie in den verschiedenen Handlungsfeldern wie Einkauf und Konsum, Ernährung, Kleidung, Mobilität, aber auch im Haus bei den Themen Abfall, Wasser und Energie ganz praktisch nachhaltiger und klimaverträglicher gelebt werden kann.

Nicht immer gibt es Lösungen, die allein organisiert werden können. So wurden verschiedene auf Quartiersebene mögliche Gemeinschaftsaktionen vorgestellt, wie etwa
- das Nachbarschaftsauto (mehrere Nachbarn nutzen Autos gemeinsam anstatt jeder sein eigenes),
- das Geräteteilen (jeder Nachbar hat heute eine eigene 6m-Leiter, eigenen Rasenmäher, Bohrmaschinen, Elektrosägen ....die können untereinander auchausgeliehen und insgesamt die Anzahl damit reduziert werden - und damit auch deutlich der Ressourcenverbrauch),
- die Kleidertauschparty zum Aufpeppen des eigenen Kleiderschranks
- der Tauschring (von Diensten),
- das Repair-Cafe (reparieren von defekten Geräten, Möbeln, Kleidung)

nach dem Motto:
- nutzen statt besitzen
- gemeinsam nutzen und teilen
- reparieren statt wegschmeißen.

Marion May-Hacker, Umweltbeauftragte aus Neukirchen-Vluyn, stellte die seit mehr als 10 Jahren von einem breiten Bündnis von Kirchen (Ökumenisches Forum), Lokaler Agenda 21 und Stadtverwaltung initiierten und durchgeführten Fastenaktionen vor. Hier probieren hunderte von Menschen zu unterschiedlichen Themen wie z.B.
2004 „Heilsam in Bewegung kommen"- Autofasten
2005 Schöpfung bewahren - Energie sparen
2008 Fleisch, weniger ist mehr
2010 Genussvoll essen - Klima schützen
2012 Keine Lebensmittel auf den Müll
2014 Plastik - Fasten
für ca. 7 Wochen verschiedentliches Fasten aus mit dem Ziel, Veränderungen des Lebensstils für einen Bereich des alltäglichen Lebens auszuprobieren und anschließend nach Möglichkeit beizubehalten.

Sabine Motzenbäcker und Guido Buchwald vom Verein Essbares Kleverland informierten darüber, dass seit Ende vergangenen Jahres eine Initiative ganz praktisch versucht, auf öffentlichen Flächen zu gärtnern und für jeden nutzbar Obst und Gemüse anzubauen. Essbare Städte-Initiativen gibt es mittlerweile in mehr als 80 deutschen Städten, bekanntestes Beispiel ist sicherlich die Stadt Andernach.
Diese Initiativen stehen stellvertretend für das Bedürfnis, die Nahrungsmitteleigenversorgung wieder direkt vor Ort zu organisieren - regional, wenig Transport, gesund und „vertraut" (urban gardening, solidarische Landwirtschaft usw.)

Diese Ideen als Grundlage diskutierten und arbeiteten die 25 Teilnehmer vor allem heraus, was notwendig scheint, um entsprechende Initiativen vor Ort ins Leben zu rufen und praktisch umzusetzen.

Interessenten aus Rheinberg für eines der Themen sind herzlich eingeladen sich bei Klimaschutzmanagerin Nicole Weber zu melden.

Kontakt

Frau Weber Ferreira dos Santos

Telefon: 02843/171-498
E-Mail: nicole.weber.f.santos@rheinberg.de


Stadt Rheinberg
Kirchplatz 10
47495 Rheinberg