Rheinberg, 12.03.2024. Es ist schon ein beklemmendes Gefühl das aufkommt, wenn man die Werke der Europaschüler*innen betrachtet, die nun bis zum 05. April 2024 im Foyer des Stadthauses Rheinberg als Wanderausstellung „Gedenken – Erinnern – Verändern“ zu sehen sind. Unzählige Fotos, Zeichnungen, Collagen, Dokumente und Audioaufnahmen erwecken die Zeit des Holocaust im Zweiten Weltkrieg fast wieder zum Leben. Schon zum Europatag im Mai gedachte die Schülerschaft der Europaschule den Opfern der Shoah. Bei einer Studienfahrt nach Köln machten sie sich mit der WDR-App „Stolpersteine NRW“ auf die Suche nach Orten, an denen betroffene jüdische Familien im Zweiten Weltkrieg gelebt haben und recherchierten einzelne Schicksale. Die Gedenkstättenfahrten von Schülergruppen der Jahrgänge neun bis zwölf zu den Konzentrationslagern Natzweiler-Struthof in Frankreich und Auschwitz-Birkenau in Polen gaben, zusammen mit dem Angriff der radikalislamistischen palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Zivilisten und Verteidigungsgskräfte in Israel am 07. Oktober 2023, den Ausschlag, die Ausstellung zu erschaffen. Tief betroffen von den unzähligen Eindrücken der Schreckensherrschaft der NS-Zeit und den aktuellen Entwicklungen in Israel, deren Auswirkungen auch in Deutschland zu spüren ist, war es den Schüler*innen ein großes Bedürfnis, ihre Erlebnisse mit den daheim gebliebenen Schulkolleg*innen und möglichst vielen anderen Menschen zu teilen und einem Appell der Zeitzeugin Esther Bejarano zu folgen, mit der sie persönlich sprechen konnten. Sie berichtete von Eindrücken und Erlebnissen in der damaligen Zeit und gab den Jugendlichen einen entscheidenden Satz mit auf den Weg:
„Ihr tragt keine Schuld für das was passiert ist,
aber ihr macht euch schuldig, wenn es euch nicht interessiert.“
Zusammen mit den Lehrerinnen Julia Sonnenwald und Martina Leverberg, entstand mit der Wanderausstellung ein wahres Mahnmal, das nun auch außerhalb von Rheinberg Bekanntheit erlangen wird. 14 Schulen in NRW und Baden-Württemberg sowie 2 Universitäten stehen auf dem Reiseplan. Am 09. November 2024, dem Tag des Gedenkens an die Reichsprogromnacht des NS-Regimes 1938, wird sie sogar im Landtag NRW in Düsseldorf gezeigt. Möglicherweise wird die Ausstellung sogar im Ausland zu sehen sein. Bei einem Besuch des Academic Colleges Tel Aviv Anfang März in der Europaschule, äußerten der Vize-Präsident Yarif Sultan und seine Kollegin Idit Seltenreich großes Interesse, die Werke auch in ihrer Bildungseinrichtung zeigen zu wollen.
Bürgermeister Dietmar Heyde lobte das enorme Engagement der Europaschüler*innen und der Lehrkräfte und freut sich über den großen Zuspruch, den die „Zweitzeugen“ der Europaschule erhalten. Mit einem Zitat des spanischen Philosophen George Santayana, das auch am Eingang des Blocks 4 im Konzentrationslager Auschwitz zu lesen ist und in der heutigen Zeit leider wieder immer wichtiger zu werden scheint, eröffnete er am 11.03.2024 die Ausstellung im Stadthaus:
„Wer die Geschichte nicht erinnert, ist verurteilt, sie neu zu durchleben.“
„Danke, dass ihr euch mit so viel Herzblut für ein „Erinnern“ einsetzt, damit sich dieses „schwarze Kapitel“ der Vergangenheit möglichst nicht in der Gegenwart und Zukunft wiederholt. Ihr verändert damit ein Stück weit die Welt.“, so Dietmar Heyde.
Wer die Reiseroute der Wanderausstellung verfolgen möchte, kann dies gerne über die Social Media-Plattform Instagram tun. Der Name des Kanals lautet: „project.remember“.
Foto: Stadt Rheinberg